Chronik 1960 bis 2010

Und Geschichte wiederholt sich doch! Was sich 1960 in Wilhelmsdorf ereignete, fand im Juli 2010 seine Neuauflage: Die Fußballer der damals und teilweise noch heute selbstständigen Orte Wilhelmsdorf, Zußdorf und Riedhausen fanden zusammen.

Im Jahr des 50. Geburtstages hat die TSG Wilhelmsdorf ihr Gesicht verändert. Die Gründungsabteilung der TSG Wilhelmsdorf schloss sich mit den Fußballern des SV Zußdorf und des SV Riedhausen zu einer neuen Fußballgemeinschaft zusammen. Die engen Beziehungen zu den drei Stammvereinen sollen jedoch schon laut Satzung weiter gepflegt werden. Die Mitglieder des neu gegründeten Vereins bleiben weiterhin Mitglieder in den Stammvereinen.

Damit wurde ein Schritt vollzogen, der viel Kraft und Überzeugungsarbeit der Männer verlangte, die in jahrelangen intensiven Verhandlungen dieses Werk vollbrachten. Mit dem neuen rein auf Fußball ausgerichteten Verein soll der Fußballsport in den Gemeinden Wilhelmsdorf und Riedhausen neue Impulse erhalten. Oberstes Ziel aller Anstrengungen ist es, vor allem die jugendlichen Spieler mit hochwertigen Angeboten im Ort und im Verein zu halten. Mit durchdachten modernen Konzepten und Trainingsmethoden wird nicht zuletzt angestrebt, in höheren Spielklassen eine erfolgreiche Zukunft zu suchen. Der Erfolg soll mit Spielern aus den beteiligten Orten und der Region erzielt werden.

Warum erschien den Verantwortlichen in den Vereinen ein solch einschneidender Schritt, wie die Herauslösung der Fußballer und Übergabe hin in ein neues Vereinsgebilde, als nötig? Hier ist zunächst der gesellschaftliche Wandel zu betrachten. Das Schulleben verändert sich, längere Unterrichtszeiten mit Betreuungsphasen verändern das Freizeitverhalten. Es bleibt weniger Zeit für den Verein. Auch die Neigung, sich gesellschaftlich zu engagieren, wird immer geringer. Deshalb war es angesagt, die Kräfte der drei Vereine in diesem Bereich zu bündeln. Nicht zuletzt wurde dieser Schritt vor dem Hintergrund der räumlichen Nähe der Stammvereine und der jahrelangen gemeinsamen Jugendarbeit vollzogen. Eine große Rolle spielte ergänzend dazu, dass die jungen Menschen überwiegend schon von klein auf dieselben Schulen besuchen und oft künstlich getrennt wurden, wenn die Entscheidung für den einen oder anderen Fußballverein anstand. Der Weg hin zur Kooperation war heute zwar noch nicht dringend geboten, aber auf die Zukunft hin gesehen unabwendbar.

50 Jahre TSG Wilhelmsdorf

Im Jahr des 50. Geburtstages ist die TSG Wilhelmsdorf mit derzeit rund 1200 Mitgliedern der mit weitem Abstand größte Verein in der Gemeinde Wilhelmsdorf.

Der Blick zurück in die Geschichte. In einer Schrift, die zum 50. Geburtstag der TSG Wilhelmsdorf erscheint, darf die Vergangenheit nicht ausgeblendet werden. Wir halten uns in der Schilderung der Vorgänge der vergangenen 50 Jahre an die Erinnerungen von Zeitzeugen, die Inhalte von Chroniken und Protokolle. Sollten an dieser Stelle versehentlich Menschen nicht gebührend gewürdigt werden, bitten wir jetzt schon um Verzeihung. In Wilhelmsdorf ging der 29. Oktober 1960 als der Tag in die Geschichte der örtlichen Vereine ein, an dem die Turn- und Sportgemeinschaft – kurz TSG Wilhelmsdorf genannt – aus der Taufe gehoben wurde. Zuvor waren mehrere Versuche, einen Sportverein ins Leben zu rufen, an der ungelösten Sportplatzfrage gescheitert. Auf der Hausbank bei Glasers in der Zußdorfer Straße kamen dann im Herbst 1960 einige sportbegeisterte Wilhelmsdorfer erneut auf den Gedanken, jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen und einen Sportverein zu gründen. Man wollte Wilhelmsdorfer Jugendlichen die Möglichkeit bieten, Fußball auch im Heimatort zu spielen. Bis dahin wurde beim SV Fleischwangen, beim SV Riedhausen und beim SV Zußdorf gekickt.

Gründungsversammlung

Als dann der besagte 29. Oktober des Jahres 1960 gekommen war, traf sich eine ganze Reihe sportbegeisterter Männer im Gasthaus »Zur Post« zur Gründungsversammlung. Die Zusammenkunft leitete Ulrich Pfleiderer, der damals beim SV Fleischwangen aktiv Fußball spielte. Die zweite treibende Kraft in Sachen Vereinsgründung war der langjährige zweite TSG-Vorsitzende Arno Wiedmayer.

Beim Chronisten ist über den Verlauf dieses Abends nachzulesen:
 »Alle an der Mitgliedschaft des neu zu gründenden Vereins Interessierte trugen sich in eine Liste ein, wobei nach aktiven und passiven Mitgliedern unterschieden wurde. Es ergaben sich 49 stimmberechtigte Mitglieder, von denen 25 eine aktive Mitgliedschaft anstrebten.

Der Wahlausschuss für die Vorstandswahlen setzte sich aus Otto Bergmann, Otto Wiedmayer und Karl Metzger zusammen.
Die geheimen Wahlen erbrachten folgendes Ergebnis:
1. Vorsitzender: Karl Fischer
2. Vorsitzender: Rudolf Lassmann
Kassier: Siegfried Metzger
Schriftführer: Walter Krebs

Dem Sportausschuss gehörten laut Versammlungsbeschluss an:
Hans-Dieter Glaser (Trainer)
Peter Friedrich
Arno Wiedmayer
Günter Dietrich
Hermann Metzger

Die Versammlung einigte sich auf den Vereinsnamen »Turn- und Sportgemeinschaft Wilhelmsdorf«. Als Vereinsfarben wurden blau-gelb festgelegt.«

Die Gemeinschaft wächst

Bereits im Jahre 1961 wurde die Damensportabteilung ins Leben gerufen, wobei Frau Christmann die Übungsstunden leitete. Ein Jahr später wurde der Verein um die Fußball-Jugendabteilung erweitert. Zunächst nahm dabei nur eine A-Jugend-Mannschaft den Spielbetrieb auf. Jugendleiter war Werner Binder und sollte es auch 20 Jahre lang bleiben.
Ein erster Höhepunkt der bis dorthin kurzen Vereinsgeschichte war die offizielle Einweihung des neuen Hauptspielfeldes an der Zußdorfer Straße am 29. Juli 1962.

Eröffnung Sportheim

Am 25. Juni 1967 konnte endlich das heiß ersehnte Sportheim eingeweiht werden. Bereits im April 1964 war beschlossen worden, den zum Abbruch vorgesehenen ehemaligen Physikbau des Knabeninstituts zu kaufen. Die Bauherrschaft wurde von der Gemeinde übernommen, der Bau selbst jedoch von der TSG in eigener Regie durchgeführt. Rund vier Jahre lang wurde insgesamt an diesem Projekt gearbeitet.

Ohne große Anlaufschwierigkeiten gesellte sich die neu geschaffene Abteilung Skisport ins Vereinsleben ein und schloss damit eine große Lücke im Freizeitangebot.

Eine Erweiterung des vielseitigen Angebots brachte für die Sportinteressierten die Eingliederung der Abteilung Tae Kwon Do im Jahre 1981 mit sich.
Die Jahre 1982 und 1983 waren stark geprägt von den Bemühungen, den zweiten Sportplatz fertig zu stellen. Am 7./8. Juli war es dann soweit. Der zweite spielgerechte Sportplatz mit einer dazu gehörenden Flutlichtanlage wurde übergeben. Das Ergebnis von mehr als 2200 freiwilligen Arbeitsstunden der Mitglieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.
1985 wurde eine TSG-Volleyball-Abteilung gegründet. Diese ist sportlich gesehen eine der erfolgreichsten Abteilungen des Vereins. Das Angebot für den Volleyballsport wurde 2001 durch den Bau einer Beach-Volleyballanlage südlich des Tennisplatzes verbessert. Diese wird regelmäßig auch von den Mitgliedern der anderen Abteilung genutzt.

Neue Vereinsführung

1989 brachte einen Umbruch in der Vereinsführung mit sich. Der Erste Vorsitzende Hans Wetzel stellt sich auf der Generalversammlung nicht mehr für dieses Führungsamt in der TSG zur Verfügung, das er seit 1980 bekleidete. Davor hatte Wetzel dem Verein auch als Zweiter Vorsitzender gedient. Arno Wiedmayer, der die Gründung der TSG vor 50 Jahren maßgeblich vorantrieb und 18 Jahre lang als Zweiter Vorsitzender im Vorstand mitarbeitete, verzichtete ebenfalls auf eine Wiederwahl.
Zum neuen Ersten Vorsitzenden wurde daraufhin Willi Metzger gewählt, der zuvor für die Kasse des Vereins verantwortlich war. Zweiter Vorsitzender wurde damals Peter Metzger, der zuvor schon viele Jahre in verschiedenen Funktionen für den Verein arbeitete.

Die neue Vorstandschaft setzte sich zum Ziel, die verschiedenen Abteilungen der TSG mit ihren oft unterschiedlichen Interessenlagen vermehrt in den Gesamtverein zu integrieren. Viel Arbeit und Zeit nahmen die Überlegungen zum geplanten Umbau des Sportheims in Anspruch. Im Jubiläumsjahr 1990 wurden zu dieser Frage wegweisende Entscheidungen gefällt. Diese Heimat der TSG wurde dann von 1991 bis 1993 mit gemeinsamen Kräften aller Abteilungen umgebaut. Außerdem kamen weitere sportliche Angebote der TSG hinzu.

1989 entstand die Abteilung Kinderturnen, das heutige JuKiTT. 1990 folgte die Gründung der Abteilung Badminton und 1991 wurde der Radsport in die Reihen der TSG Wilhelmsdorf aufgenommen. Im selben Jahr kam die Abteilung für Menschen mit Behinderung hinzu. Ab 1994 engagierte sich im Verein die diplomierte Sportlehrerin Anne Blickle. Ein vielfältiges Kursangebot für alle Altersklassen konnte damit aufgebaut werden.

Der 1994 gegründete Natur- und Bewegungskindergarten bildet seit 1998 innerhalb der TSG eine rechtlich selbstständige Abteilung. Ebenfalls 1998 entstand unter dem Dach der TSG eine Kindersportschule mit mehreren Klassen (KiSS). Im selben Jahr wurde das Angebot durch eine Fechtabteilung ergänzt. Diese wurde in den Anfangsjahren maßgeblich durch Adrian Germanus geprägt. Dieser war ehemaliger Olympia-Silbermedaillengewinner und Vize-Weltmeister in der Gattung Florett. 1999 wurde die Abteilung Reiten in die große SG-Familie aufgenommen. In diesem Jahr 1999 fanden sich auch begeisterte Anhänger des Boule-Spiels zusammen. In der Folge richtete die TSG in der Nähe des Sportheims einen Boule-Platz mit Beleuchtung für Spiele am Abend ein. Der bis dahin selbstständige Tennisclub Wilhelmsdorf schloss sich 2008 als neue Abteilung der TSG Wilhelmsdorf an.

Kooperationen und soziales Engagement

In Kooperation mit der Suchtkrankenhilfe der Zieglerschen Anstalten schuf die TSG abteilungsübergreifend ein zusätzliches Angebot im Fitness-Bereich. Seit April 2009 gibt es im Fitnessraum des Fachkrankenhauses Ringgenhof durch die TSG betreute Trainingszeiten für Vereinsmitglieder und Mitarbeiter der Zieglerschen Anstalten.
Weit über 100 Teilnehmer zeigen, dass der Bedarf für solche Sportaktivitäten vorhanden und der weitere Ausbau im Sinne der Mitglieder ist.

Doch auch jenseits des rein sportlichen Angebots engagierte sich die TSG Wilhelmsdorf. Von 1997 bis 2009 war der Verein mit Personal und seinen Verwaltungseinheiten in der offenen Jugendarbeit der Gemeinden Wilhelmsdorf und Illmensee aktiv. Insbesondere die Stelle des Kinder- und Jugendbeauftragten wurde in Kooperation mit dem Trägerverein für offene Jugendarbeit und der Behindertenhilfe der Zieglerschen Anstalten zu einer Vollzeitstelle ausgebaut und von der TSG koordiniert.

Schon immer zeichnete sich die TSG durch ihre engen Verbindungen zu den Schulen in der Gemeinde aus. Kooperationen zwischen Schulen und Verein gehören seit vielen Jahren wie selbstverständlich zum Vereinsleben dazu. Über 50 Kooperationsvereinbarungen jährlich sind zu verzeichnen. Doch damit nicht genug. Die TSG engagiert sich mit ihren Mitgliedern, Mitarbeitern sowie Zivildienstleistenden auf den Gebieten des erweiterten Bildungsangebotes und in der Mittags- und Nachmittagsbetreuung der Schülerinnen und Schüler. Nicht zuletzt unterstützt der Verein die Bildungseinrichtungen bei der Schulsozialarbeit.

Die TSG hat sich nach Einführung der Gebühren für die Nutzung von Sporthallen der Gemeinde im Jahr 2005 überaus erfolgreich gemeinnützig eingebracht. Zuvor gab es zu diesem Schritt der Kommune engagierte Diskussionen, die sogar in eine Unterschriftensammlung gegen die Hallengebühren mündete. Um diese Kosten letztlich aufzufangen, werden Jahr für Jahr deutlich mehr als die mit der Gemeinde vereinbarten 200 Stunden geleistet. Vereinsmitglieder engagieren sich dabei unter anderem bei der Pflege von Grünanlagen sowie der Reinigung von Schulen und Sporthallen.

Im Umfeld dieser vereinspolitischen Umorientierung der Gemeinde Wilhelmsdorf wurde innerhalb des Vorstands der Ruf nach professionelleren Organisationsstrukturen laut. Auf einer Wochenendklausur wurde als richtig erkannt, den Weg hin zu einem Vereinsbüro zu gehen. Außerdem gab es in diesem Zug den Einstieg hin zu einer angestellten Kraft, da die Verwaltungsaufgaben, die für die Mitglieder und Abteilungen geleistet werden, immer umfangreicher werden. Seit dieser Zeit teilt sich die Geschäftsstelle der TSG in Vereinsbüro und Informationsstelle auf.

Sportliche Höhepunkte

Jenseits des Fußballgeschehens gab es viele Höhepunkte im so unterschiedlichen sportlichen Geschehen der TSG Wilhelmsdorf.

Wir erinnern uns an die großen Erfolge der Unified-Volleyball-Mannschaften, die bei Welt-Spielen in Atlanta mit der Gold-Medaille und vier Jahre später in Shanghai mit einer guten Platzierung sportliche Höhepunkte setzen konnten. International ausgerichtete Turniere in den Jahren 2005 und 2009 in Wilhelmsdorf werden unvergessen bleiben.

Im Bereich Radsport kann die TSG auf deutsche Meisterschaften verweisen. So wurde Arne Dreßler 2008 deutscher Junioren-Meister auf der Bahn.

An dieser Stelle nochmals eine Rückblende: 2001 entschlossen sich die Vereine TSG Wilhelmsdorf und der benachbarte SV Riedhausen zu einem zukunftsweisenden Schritt. Ihre Fußball-Abteilungen kooperierten eng miteinander. Gegründet wurde die Spielgemeinschaft Wilhelmsdorf/Riedhausen, kurz SGWR genannt. Im selben Zuge verzahnten die Vereine gemeinsam mit dem SV Zußdorf ihre Jugendarbeit. Der Grundstein für das Zusammengehen im Fußballbereich im Jubiläumsjahr 2010 war damit gelegt, wenn damals auch noch niemand der Verantwortlichen wissen konnte, in welche Richtung der Weg gehen würde.

Der Vorstand der TSG Wilhelmsdorf ist heute davon überzeugt, dass mit den neuen Strukturen sowohl das vielfältige Leben innerhalb der Abteilungen gefördert, aber auch sportlich anspruchsvolle Ziele mit Zuversicht angegangen werden können.