JederMänner im Stuttgarter Untergrund
Ein paar Männer der JederMannSport Abteilung der TSG Wilhelmsdorf fuhren zum Tunnelbau für Stuttgart 21. Dank dem „JederMann“ Ottmar Ziegler und seinen guten Beziehungen zu ehemaligen Kollegen, erlebten die Wilhelmsdorfer eine besondere Führung direkt auf der Baustelle.
Faszinierend waren die verschiedenen Tunnelbauarten. Je nach Anforderung des Bauherrn und der Geologie sind andere Maßnahmen zur Befestigung notwendig. Manchmal kommen der Steiger und die Mineure nur drei Meter mit dem Vortrieb voran. Denn beim Tunnelbau steht die Sicherheit an erster Stelle.
Nach einer Stärkung über Tage, fuhr Otto Gebhard – auch ein JederMann – die „Fast-Mineure“ in einem Bus von Christoph Bühler gut zurück in heimische Gefilde. Vielen Dank für die vielfältige Unterstützung, ohne die der Ausflug nicht so schön gewesen wäre.
Die JederMänner sind eine Gruppe von Männern, die sich freitags um 20.00 Uhr in der Grundschulturnhalle mit vielfältigen Aufwärm-, Konditions- und Koordinationsübungen fit für den Alltag und das anschließende Volleyballspiel machen. Die Abteilung JederMannSport ist darüber hinaus kulturell aktiv. Lernen Sie die JederMänner kennen und schauen freitags vorbei.
Text: Maren Lüke
Bilder: Axel Böhme, Erwin Bressmer
Reisebericht von Axel Böhme
Personen und Handlung sind nicht frei erfunden. Diese Geschichte hat sich tatsächlich so abgespielt.
„der Mineur sagt von sich. Er unterscheidet sich von anderen Menschen dadurch, dass er an Orte kommt, wo vor Ihm noch kein anderer Mensch gewesen ist“ Zitat Günter Weilharter
8 Jedermänner gehen in den Untergrund zu S 21
Wir wussten nicht genau, was uns erwartet als wir – Ottmar, Ralf, Otto, Jacob, Reinhard, Klaus und meine Wenigkeit, Erwin stieß in Stuttgart dazu – uns pünktlich auf den Weg nach Stuttgart machten. Aber mit dem, was dann kam hatte keiner – selbst Ottmar, der die Führung ins Rollen gebracht hatte.- nicht gerechnet.
Wir wurden von Günter Weilharter, einem waschechten sympathischen Steirer empfangen. Er ist der Baustellenleiter in diesem Abschnitt und hat 150 Leute unter sich. Er und Ottmar waren sehr gute Arbeitskollegen. Wir merkten sofort, dass die Tunnelbauer nicht viele Worte brauchen. Hier zählt das Handeln, nicht das Reden. “Servus, seit´s gut zu Fuß dann gemas an. Ihr wollt´s ja schließlich was sehn oder?“ Gummistiefel und Warnweste anziehen, Helm auf und ab ging es mit dem Baustellenaufzug. Dieser wäre bestimmt auch eine Attraktion im Europapark. Vor allem wenn man den Abwärtsknopf nicht ständig gedrückt hält. Nach über zehn Meter Abwärtsfahrt folgte der Einstieg in die Tunnel.
Uns erwartete ein sechs Kilometer langer Marsch durch den Stuttgarter Untergrund. Günter beantwortete jede Frage geduldig und mit Sachverstand. Wir sahen fertig ausbetonierte Röhren. Verschiedene Tunnelformen, je nach der Geologie oder den Anforderungen der Bahn angepasst. Nur mit Spritzbeton vorverkleidete Röhren. Wir sahen verschiedene Systeme zur Abdichtung der Röhren im Anhydrit Bereich. Denkt an Staufen!
Man(n) musste wirklich gut zu Fuß sein. Es ging unter, über und mittendurch Betonteilpressmaschinen. Betonmischer und Tieflader musste ausgewichen werden. Auch mussten vormontierte Baustahlformen überquert werden.
Mittlerweile fühlten wir uns schon etwas zugehörig zu den Mineuren und hatten schon diesen lässigen Tunnelwalk drauf. An manchen Vortrieben lag die zurückgelegte Baustrecke nur drei Meter pro Tag. Mehr geht nicht, denn sonst wird’s gefährlich. Wir sahen Bauabschnitte wo uns erklärt wurde, warum das Projekt teurer wird. Zuständigkeitsgerangel über mehrere Jahre. Somit Baustillstand.
Günter führte uns souverän durch die Tunnel. Hatte uns immer im Auge und auch einen Blick auf seine Mitarbeiter. Gab da und dort noch kurze Anweisungen. Alles ruhig aber bestimmt. Uns wurde bewusst wie stolz er auf die Leistung seiner Truppe ist und wie viel Spaß Ihm seine Arbeit macht. Er sagte uns, „der Tunnelbau ist ein Virus, den willst du nicht mehr loswerden“. Nach über vier Stunden hatten wir wieder das Tageslicht erreicht und fuhren nach oben.
Es fühlte sich für uns ein bisschen so an, als ob Günter jetzt 158 Männer unter sich hätte. Wir also ein Teil dieser verschworenen Mannschaft wurden. Und somit auch das gesehen haben was die meisten Menschen niemals sehen werden. Glück Auf!
Wir verabschiedeten uns recht herzlich voneinander. Natürlich nicht ohne ein Gastgeschenk dazulassen, welches sicherlich nicht verstaubt. Die JederMänner bekamen die Zusage, dass sie im Herbst gerne nochmal kommen können. Dafür herzlichen Dank!
Der Tag klang bei einem leckeren Bier und Essen in Carls Brauhaus aus. Noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen, dann ging es wieder Heim für die Fastmineure aus Wilhelmsdorf.
Einen besonderen Dank an dieser Stelle an Ottmar und Günter die diesen Reiseevent möglich machten.
An Otto, der ein super Busdriver war und sich nicht vom Navi TomTom oder Klaus irritierten ließ. An Johnny Bühler für die Bereitstellung eines durchaus komfortablen KFZ.